Katharina von Bora wird als Kind von ihrem Vater zur Erziehung in das Augustiner-Chorfrauenstift Brehna gebracht. Später wechselt sie in das. Der Göttinger Luther-Biograf Thomas Kaufmann meint jedoch: 'Mir ist nicht bekannt, dass Katharina hinsichtlich des Bauernaufstandes und des militärischen Einsatzes anders geurteilt hätte als ihr Mann.' Luthers Judenhass, das wohl schwierigste Vermächtnis des Reformators, kommt im Film nur am Rande zur Sprache. Als Kind im Kloster Nimbschen (Sachsen) abgegeben, lebt Katharina von Bora das für sie bestimmte Leben, bis sie mit Anfang 20 durch die Schriften Martin. Zufälliger ArtikelCast & Crew «Katharina Luther». Regie: Julia von Heinz. Drehbuch: Christian Schnalke. Besetzung: Karoline Schuch, Devid Stresiow, Ludwig Trepte, Claudia Messner, Mala Emde, Martin Ontrop, Max Mauff, Michael Kranz, Heiko Pinkowski. Kamera: Daniela Knapp. Szenenbild: Christian Kettler. Schnitt: Georg Söring. Musik: Gert Wilden. Produktion: Eikon, Cross Media, Tellux Film, Conradfilm Hinter jedem starken Mann steht eine noch stärkere Frau. In diesem Fall handelt es sich um die Ehefrau des großen Kirchenreformators Martin Luther, die zum 500. Reformationsjubiläum im Mittelpunkt eines ebenso starken TV-Films steht. Was schnell zu einem Klischee hätte werden können, stellt in Wahrheit eine durchaus frische Perspektive und eine anschauliche ARD-Koproduktion zwischen dem, BR, und der Degeto dar, die sich fast schon sekundär mit dem Leben Martin Luthers beschäftigt. Dieses Leben war mehr von Selbstzweifeln und später von wahnhaften Ausfällen geprägt und Luther mehr auf die Hilfe seiner Umgebung - insbesondere seiner Ehefrau - angewiesen, als man meinen sollte. Katharina von Bora, verkörpert durch Karoline Schuch, wurde als Kind von ihrem Vater im Kloster ausgesetzt. Es dauert jedoch nicht lange, bis sie sich gegen ihr Klostergelöbnis auflehnt. Verantwortlich dafür sind die vermeintlich ketzerischen Thesen eines gewissen Dr. Martinus Luther (Devid Striesow), die Katharina an dem vorgegeben, katholischen Glaubensweg zweifeln lassen. Kloster, Nonnen und Kirche wollen ihren festen Griff um die junge Frau natürlich nicht lockern und predigen vom Teufel und ewigen Höllenqualen. Diese Drohungen verfehlen jedoch ihre intendierte Wirkung und Katharina lässt trotz des Widerstands ihres Vaters und ihres Bruders das Klosterleben hinter sich. Sie möchte sich der Luther-Bewegung in Wittenberg anschließen und nimmt gleich einige andere junge Nonnen mit. Zunächst stoßen die abtrünnigen Nonnen auf Widerstand und Spott in der wittenbergischen Gemeinde, bis der gutmütige Luther sich ihrer annimmt. Zwar begegnet man Katharina und ihren Mitstreiterinnen später mit Freundlichkeit, aber sie werden schnell von der Realität eingeholt: Im Spätmittelalter des Jahres 1523 sind die Möglichkeiten für Frauen nicht gerade zahlreich und Katharina steht vor der Wahl, entweder einen Ehemann zu finden oder in einem Freudenhaus zu arbeiten. Das passt der der ehemaligen Nonne natürlich überhaupt nicht. So sehr nicht, dass sie lieber Böden fegt und Botengänge macht. Immer wieder beobachtet sie aus den Augenwinkeln den charismatischen Kirchenführer Luther und nimmt kein Blatt vor dem Mund, wenn es darum geht, die kommerziellen Ausschlachtungen seiner Unternehmungen zu kritisieren. Dennoch hegt sie auch Gefühle für ihn und sie ist die einzige, die dessen Unsicherheit, Verletzlichkeit und innere Zerrissenheit erkennt. Auch wenn seine Gefolgschaft befürchtet, Katarina könnte ihn noch mehr in Konfusionen stürzen, lässt sie sich nicht von ihrem Weg abbringen und soll sich wenig später als unerlässliche Stütze, starke Mutter und Ehefrau sowie emanzipierte Geschäftspartnerin erweisen. Der TV-Film macht keine Anstalten, hinter die Fassade einer sehr mächtigen Kirche zu blicken und scheut sich nicht, die Verbindungen zwischen Religion, Macht, Geld und Kommerz aufzuzeigen: Zwar möchte Katharinas Vater seine Familie und vor allem sich selbst davon überzeugen, dass er seine Tochter zugunsten ihres eigenen Seelenheils ins Kloster schickt, allerdings hat dies vielmehr materielle Beweggründe. Im Glaube mag Ehrlichkeit liegen, aber diese geht oftmals leider Hand in Hand mit Heuchelei. Auch die lutherische Gegenbewegung kann sich nicht ganz davon freisprechen. Macht allerdings nie den Fehler, zu dämonisieren oder zu pauschalisieren. Stattdessen zeigt der Film fehlgeleitete Menschen, die von einer religiösen Stolperfalle in die nächste tappen. Die Produktion macht aus seinen offensichtlich bescheidenen Mitteln das Beste und entwirft ein durchaus überzeugendes, mittelalterliches Setting. Dabei verfällt der Film niemals ins Überdramatische, sondern hält sich in jeder Hinsicht angenehm zurück. Technisch gesehen, bewegt sich «Katharina Luther» nicht auf spektakulärere Art und Weise über das gängige TV-Niveau hinaus. Aber die Erzählung wird solide und ansprechend von der Hauptdarstellerin Karoline Schuch getragen. Nur selten, aber dafür effektiv brechen aus ihr Angst und Tränen heraus. Trotzdem stellt sie stets das emotionale Zentrum des Films dar und überzeugt mit ihrem Trotz und ihrer Härte. Eigenschaften, ohne die sie in dieser feindseligen, mittelalterlichen Umwelt nicht überleben würde. Eine interessante, reizvolle Reise einer Frau, die sich von der erstickenden Kontrolle, aber auch von der Sicherheit der Kirche lossagt, um in einem eingeschränkten, spätmittelalterlichen gesellschaftlichen Korsett ihren eigenen Weg zu finden. Kamerafrau Daniela Knapp findet intime und schöne Bilder, auch wenn sie es gelegentlich mit wackeligen Nahaufnahmen übertreibt. Drehbuchautor Christian Schnalke presst reichhaltige Themen in die 105 Minuten. Das Zusammenleben im „Luther“-Haus zwischen Studenten und Gelehrten, Bauernaufstände und Ketzer-Verbrennungen mögen dabei etwas zu kurz kommen und insbesondere in der letzten halben Stunde wirkt die Erzählung etwas gehetzt. Dennoch schildert Regisseurin Julia von Heinz die Geschichte konsequent und einnehmend aus der Perspektive der Katharina Luther. Fazit: «Katharina Luther» ist kein schmuckes Beiwerk ihres berühmten Ehemannes, sondern ein interessanter, historischer Perspektivwechsel. Dafür sorgen eine zurückhaltende Inszenierung sowie das eindringliche Schauspiel der Karoline Schuch. Das Erste zeigt «Katharina Luther» am Mittwoch, den 22. Katharina Luther Haus GüterslohFebruar um 20.15 Uhr. Www.luther.de: Die Menschen um Luther: Katharina von Bora Katharina von Bora Katharina von Bora wurde 1499 als Tochter eines verarmten Adligen geboren. Sie besucht ab 1504 die Klosterschule der Benediktinerinnen Brehna (bei Halle/S.). 1508 tritt sie in das Kloster Nimbschen (bei Grimma) ein, wo sie 1515 das Gelübde ablegt. Damit wird sie zum frühestmöglichen Termin Nonne. Ostern 1523 gelingt Katharina mit 11 weiteren Nonnen die Flucht aus dem Kloster. Sie findet Aufnahme im Hause in Wittenberg. Sie entwickelt Zuneigung zu dem in Wittenberg studierenden Hicronymus Baumgärtner, einem Patriziersohn aus Nürnberg, dessen Eltern ihn aber zurückbeordern. Auch der Vermittlungsversuch Luthers scheitert. Der Dozent Pfarrer Glatz aus Orlamünde wirbt um Katharina, sie lehnt jedoch ab. In einem Gespräch mit Nikolaus von Amsdorf soll sie geäußert haben, daß sie Luther heiraten wolle. Luther wiederum wollte lieber Ave von Schönfeld, eine andere ehemalige Nonne aus der Nimbscher Gruppe heiraten. Juni 1525 kommt es aber zur Verlobung und Trauung mit Luther. Die findet am 27. Juni 1525 statt. Wittenberger Stadtfest: 'Luthers Hochzeit' Darüber 1525: 'Unerwarteterweise hat Luther die Bora geheiratet, ohne auch nur seine Freunde über seine Absichten zu unterrichten.' Katharina Luther ordnet fortan den Haushalt, nutzt das auf dem Kloster liegende Braurecht, betreibt Viehzucht und pachtet dafür mehrere Grundstücke. Am 7. Juni 1526 wird der älteste Sohn Martins und Katharinas, Johannes (Hans) geboren. Am 10. Dezember 1527 folgt die Geburt der Tochter Elisabeth, sie stirbt jedoch bereits im Alter von 8 Monaten. Die am 4. Mai 1529 geborene Tochter Magdalena stirbt im Alter von 13 Jahren. 1531, 1533 und 1534 werden schließlich noch die Söhne Martin und Paul bzw. Die Tochter Margarethe geboren. Alle heute lebenden Nachkommen Martin Luthers stammen aus der Linie Margarethes. Katharina flieht vor dem Schmalkadischen Krieg 1546 nach Dessau und Magdeburg. Sie stirbt am 20. Dezember 1552 in Torgau auf der Flucht vor der in Wittenberg grassierenden Pest. Anmerkungen, Lob und Kritik bitte an den (2002-06-05).
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